Jens-Erwin Siemssen / Premiere am 29. Oktober 2015
Der Alarm kam nachts. Hastig wurde Kleidung übergeworfen, ein Koffer stand schon bereit. Innerhalb von kürzester Zeit musste der Bunker erreicht sein. Das Gebäude schaukelte unter den Einschlägen der Fliegerbomben. Kinder, Frauen und ältere Menschen harrten stundenlang aus. Wie haben Kinder den Krieg wahrgenommen?In Wilhelmshaven und Emden erinnern zahlreiche Bunker an die Zeit des zweiten Weltkrieges. Und noch immer gibt es ältere Mitmenschen, die die Bombennächte als Kinder miterlebt haben. Die Geschichten dieser Zeitzeugen werden in einem dokumentarischen Theaterstück erzählt. Die Vorstellung wird als Rundweg angelegt, der die Zuschauer in die verschiedenen Räume eines Bunkers führt.
Die Regie übernimmt Jens-Erwin Siemssen vom freien Theater Das Letzte Kleinod, das an der Nordseeküste für dokumentarische Inszenierungen an ungewöhnlichen Spielorten bekannt ist. Spielen werden Schauspieler der Landesbühne und vom Letzten Kleinod gemeinsam.
Eine Ko-Produktion mit DAS LETZTE KLEINOD.
Regie & Konzept Jens-Erwin Siemssen
Dramaturgie Peter Hilton Fliegel, Zindi Hausmann
Regieassistenz Tomke Mindner
Inspizienz Birgit Stuckenbrok / Gustav Böhm
Mit Anna Rausch, Gonny Gaakeer, Gerrit Bernstein, Nora Backhaus
Presseecho
Es war bedrückend. Intensiv. Und berührend, schreibt die Wilhelmshavener Zeitung. (…) eine ganz besondere Theatervorstellung. Und das gilt für das Bühnenbild (einzigartig) ebenso wie für die Darsteller: Die Schauspieler zeichnen mit Stimme, Mimik und Gestik ein ausdrucksstarkes Bild von der Zeit im Bunker. Dabei müssen sich die Laien-Darsteller aus dem Jugendclub der Landesbühne und von den Silbermöwen nicht hinter den Profis verstecken.
Lob bekommt das Ensemble auch von der Deutschen Bühne: Gekonnt agieren die Darsteller an der Grenze zur Identifikation mit den namenlosen Kindern, von denen erzählt wird.
Das Jeversche Wochenblatt bewertet FLIEGERALARM als eine beispiellose Doku-Theater-Inszenierung. (…) Und beobachtet: Manchen hat die Inszenierung so stark berührt, dass Tränen fließen.
Das Konzept sei brutal schlüssig auf herzzerreißende Emotionalität angelegt, schlussfolgert die Deutsche Bühne. Es handele sich um kunstwilliges Dokutheater als Appell an die eigene Phantasie.
Regisseur Jens-Erwin Siemssen lässt seine Darsteller originalgetreu wiedergeben, was Zeitzeugen ihm in Interviews über die Bombennächte berichtet haben. Als Requisiten dienen Autofelgen, Metallrohre und anderer Stahlschrott – alles Dinge, die im Bunker zu finden waren. Eine von der Wand hängende Rohrinstallation wird zum Vibrieren gebracht, Geschützfeuerkrach auf einen Spind getrommelt, an Metallschächte geboxt, mit Autofelgen geworfen – das ist die bedrückende Klangkulisse in diesem Hallstarken Szenario, beobachtet die taz.
Die Regieidee, jedem Darsteller ein Metallobjekt als An- und Mitspielpartner zu spendieren, funktioniert bestens in den leeren Zellen der Betonwabe. Jeder idyllisierenden Äußerung, zum Beispiel beim Puppenspiel mit Schrott, wird so jedweder Trost genommen, schreibt die Deutsche Bühne.