INVASION!

Jonas Hassen Khemiri
Premiere am 23. Januar 2016

2015 / 2016            

Jonas Hassen Khemiri / Premiere am 23. Januar 2016

Abulkasem. Ein Name steht im Zentrum des Stückes. Zunächst sehen wir Abulkasem in einem klassischen Theaterstück. Er erscheint als Sinnbild des bedrohlichen Fremden, ein klassischer Schurke, der die Tochter eines italienischen Grafen entführt. Doch das ist erst der Anfang. Der Name reist um die Welt, durch verschiedene Milieus und Lebensgeschichten und wandelt stetig seine Bedeutung. Von der Person zum Adjektiv und wieder zurück. Wer oder was ist Abulkasem nun tatsächlich? Ein Synonym für „besonders angesagt“? Eine iranische Theater-Avantgardistin? Ein verängstigter Arbeitsmigrant oder ein Selbstmordattentäter? Wissenschaftler sind von der Bedrohlichkeit des Abulkasem überzeugt und versuchen, ihn durch ihre Beobachtungen einzukreisen. Jeder benutzt den Namen als Begriff für das, was ihm gerade nützlich scheint. Er wandelt sich so durch denjenigen, der ihn gerade im Munde führt und verwandelt umgekehrt seinen Sprecher. Spielerisch geht es um kulturelle Identität, Klischees und Vorurteile – mit der Kraft moderner Mythen.

Das Stück richtet sich in Thematik und Inszenierungsform an alle Theaterbegeisterten ab 15 Jahren, um den Austausch und die Kommunikation zwischen den Generationen zu fördern.

Materialmappe

Regie Carola Unser
Bühne & Kostüme Juliette Collas
Dramaturgie Britta Hollmann

Regieassistenz Lotta Seifert
Soufflage
Jannika Wübben
Inspizienz Björn de Groot

Mit Falk Seifert* (Yousef, Forscher 3, Antikernkraftstante, kleiner Bruder), Gerrit Bernstein (Arvind, Forscher 1, Fanon-Anbeter u.a.), Zenzi Huber (Schauspielerin 2, Lara, Forscher 2, Dolmetscher), Aom Flury (Schauspieler 1, Lance, Guide, Journalist, Apfelpflücker), Tamim Noore (Apfelpflücker)

Presseecho

Das Jeversche Wochenblatt spricht von einem Drama, das dem Zuschauer Konzentration abverlangt, aber auch viel zu lachen bietet: Die Zuschauer mussten sich dem Anspruch stellen, Dialoge und Handlungen aufmerksam wahrzunehmen, während die eigenen Gedanken zugleich zu kreisen begannen. Die Mühe aber lohnte: Carola Unser und den Schauspielern Falk Seifert (als Gast), Gerrit Bernstein, Zenzi Huber, Aom Flury und dem aus dem Sudan stammenden Hospitanten Tamim Noore ist es souverän gelungen, die fast überbordende Komplexität dieses Stückes in eine stringente und auch emotional vielfarbige Form zu fassen, die die Zuschauer mitriss.
Kein Wohlfühltheater
, urteilt die Wilhelmshavener Zeitung. Carola Unser habe ein absurd anmutendes Werk geschaffen. (…) Zu abstrakt und pointiert sind einige Andeutungen und Erzählstränge, zu sehr ist alles verworren, zu sehr überlegt man ständig, was dieses oder jenes wohl bedeuten könnte. Dennoch fühlt sich das nicht so unbefriedigend an, wie man meinen mag. Denn die Botschaft – oder die Lehre, die der Zuschauer für sich daraus ziehen möchte – ist klar: Leute, glaubt nicht alles, was man euch glauben lassen möchte. Macht euch ein eigenes Bild.
Immerhin: die schauspielerischen Leistungen stechen hervor, so die WZ weiter. (…) Gerrit Bernstein brilliert unter anderem als aufsässiger Teenager, Aom Flury zeigt sich wunderbar als unterdrückter Moderator einer vermeintlichen Expertengruppe. Falk Seifert attestiert die Zeitung eine besonders starke Bühnenpräsenz in seinem Schlussmonolog. Viel Authentizität verlieh zudem Tamim Noore der Inszenierung. Der Sudanese hospitiert derzeit an der Landesbühne und erzählte in einer kleinen Rolle auf Arabisch seine Geschichte.
Das Jeversche Wochenblatt zeigt auf, was der aufmerksame Zuschauer zwischen den Zeilen zu entdecken vermag: Das Stück, dessen Heldenfigur den Namen Abulkasem trägt, beginnt bereits mit einem gestischen Zitat, das an diesem Abend nicht das einzige bleiben wird: Aom Flury und Zenzi Huber pellen, wie Helge Schneider bei seinem  Absagestatement in Hannover, Mandarinen und müssen wegen zweier flegelhafter Schüler im Zuschauerraum ihren Auftritt unterbrechen. (…) Ohne dass es ausgesprochen wird, entstehen Bezüge zur Kölner Silvesternacht.
Das Bühnenbild von Juliette Collas wirkt für die Wilhelmshavener Zeitung anfangs etwas befremdlich. Doch der prismenartige Bau zeigt sich als wandlungsfähige Fläche für Projektionen und als Bindeglied zwischen den Erzählsträngen.
Für das Jeversche Wochenblatt ist das phänomenale Bühnenbild eine der Trumpfkarten neben dem perfekten Tempo, der ebenso sorgsamen wie einfallsreichen Szenenaufarbeitung mit zahlreichen aktuellen Hinweisen und Elementen und dem grandios leidenschaftlichen Spiel der Darsteller. Bühnen- und Kostümbildnerin Juliette Collas habe die Schauspieler in ihren 17 Rollen mit zum Teil herrlich klischeehaft überzeichneter Kleidung ausstaffiert.
Fazit der Wilhelmshavener Zeitung: Alles in allem ist Carola Unser ein Stück gelungen, das zwar einige Durststrecken, aber auch viele Stärken aufweist und humorvoll das immer schwierige Thema der Angst vor dem Fremden aufgreift.
Das Jeversche Wochenblatt beobachtet: Am Ende gab es riesigen, respektvollen Applaus für die Leistung aller Mitwirkenden.