„KUNST“

von Yasmina Reza
Premiere am 18. März 2017

2016 / 2017            

„KUNST“

Yasmina Reza / Premiere am 18. März 2017

„Mein Freund Serge hat sich ein Bild gekauft. Ein Ölgemälde von etwa ein Meter sechzig auf ein Meter zwanzig, ganz in Weiß. Der Untergrund ist weiß, und wenn man die Augen zusammenkneift, kann man feine weiße Querstreifen erkennen …“
So beschreibt Marc das Bild, an dem sich der Streit zwischen drei Freunden entzündet, in dessen Verlauf sich ihr Leben und ihre Beziehungen grundlegend ändern. Serge begeistert sich für das Gemälde, Marc bekämpft es auf das Heftigste, denn er fühlt sich durch den Kauf in seinen Wertvorstellungen, die er für gemeinsame hielt, angegriffen. Yvan bezieht, da er es sich mit keinem der beiden verderben will, keine Stellung.KUNST ist die Komödie der 1990er Jahre, ein Riesenerfolg, der seine Autorin schlagartig berühmt machte. Zwanzig Jahre danach hat Yasmina Rezas scharfsinniges Stück nichts von seinem Witz verloren.

Regie: Nina Pichler
Bühne & Kostüme: Cornelia Brey
Dramaturgie: Saskia Zinsser-Krys

Mit: Johannes Simons (Serge), Helmut Rühl (Marc), Orhan Müstak (Yvan)

Presseecho

„„Kunst“ erscheint zunächst als leichte Komödie. Doch gerade die feinsinnige Tiefgründigkeit und die sprachlichen Finessenmachen das Stück zu einem Fest. Regisseurin Nina Pichler haucht dem Stoff mit den Mitteln des Theater hervorragend Leben ein, das außerdem wunderbar vom Ensemble getragen wird. Johannes Simons, Helmut Rühl und Orhan Müstak erweisen sich als würdige Besetzung, gemessen an diesem sprachlichen Feuerwerk, das in einem irrwitzigen Tempo sprüht. So hat sich Müstak seines Szenenapplauses verdient gemacht in seiner Wiedergabe eines Streits mit der Verlobten über die Namen von Eltern und Stiefmüttern auf der Hochzeitseinladung. Chapeau! Helmut Rühl ist bestens besetzt als Marc. Großartig, wie er immer wieder aus der Haut fährt, immer lauter werdend Fragen wiederholt und seine Freunde anbrüllt. Gleichzeitig verleiht Rühl seiner Figur eine Arroganz und Herablassung, die vor allem die Freunde nervt. (…) Das Gemälde verkommt immer mehr zum Alibi. Johannes Simons spielt auf geniale Art mit seiner Mimik und nimmt perfekt die Gestik eines intellektuellen Kunstkenners an, der gerade ein Vermögen für ein weißes Bild ausgegeben hat. Das Kostüm und Bühnenbild von Cornelia Brey verortet die Szenerie bestens in der französischen Bourgeoisie.“
Wilhelmshavener Zeitung

„In Yasmina Rezas Bühnenstück „Kunst“ geht es natürlich um ebendiese, aber um noch so viel mehr: Es geht um Freundschaft, Akzeptanz, gekränkte Eitelkeit, Toleranz und um das Lachen in all seinen Variationen. Das amüsierte und lauthalse Lachen blieb der Landesbühnenpremiere von „Kunst“ am Sonnabendabend im „TheOs“ allerdings allein dem Publikum vorbehalten. Das darf immer wieder in herzhaftes Gelächter ausbrechen, während sich auf der Bühne eine mitmenschliche Tragödie ereignet und bereits in der zweiten Spielminute ein Streit vom Zaune bricht, der anderthalb Stunden anhält, mit emotionalsten Steigerungen.“ (…) „Das begeistert applaudierende Publikum hat zudem einiges über monochrome Malerei gelernt und über die Vielfarbigkeit des Streits und des Lachens.“ (…)
„Für die Gastregisseurin Nina Pichler scheint „Kunst“ ein Traumstoff zu sein. Bereits in früheren Inszenierungen für die Landesbühne zeigte sie ihr Talent, Komödienstoffe bis in feinste Details auszukosten und die Gewichtungen und Stimmungen der Dialoge (Dramaturgie: Saskia Zinsser-Krys) förmlich erstrahlen zu lassen. Mit Helmut Rühl, Johannes Simons und Orhan Müstak hatte Pichler zugleich drei Schauspieler an ihrer Seite, deren Figurengestaltung nicht nur überzeugte, sondern dem Publikum zugleich einen Riesenspaß bescherte. In vollen Zügen konnten die Zuschauer die für die Akteure wahrlich anspruchsvollen Dialoge, temporeichen Schlagabtäusche und Monologe in vollen Zügen genießen.“ (…) „Helmut Rühl gibt den seriös-dominanten, besserwisserischen Marc, dessen Wutausbrüche ebenso mitreißend wirken wie sein schmeichlerisches Intrigieren. Johannes Simons setzt in der Rolle des Serge mit arroganter, weltmännischen Haltung einen kongenialen Kontrapunkt und Orhan Müstak agiert als treuer, jungenhafter Freund mit einer immer wieder zu Herzen gehenden Hilflosigkeit zwischen den beiden aufgebrachten Gewalten. Das weiße Bild, das immer wieder in der getäfelten Kulisse (Bühnenbild und Kostüme: Cornelia Brey) scheinbar wie von selbst hin und herwandert, wird den Zuschauern ebenso im Gedächtnis bleiben wie Yvans hinreißender Monolog, in dem er familiäre Animositäten über Namensnennungen auf seiner Hochzeitseinladungskarten ebenso anschaulich wie rasant beschreibt. Er pendelt zwischen Hochzeitsplanungen, über die er nicht allzu glücklich ist, den Ansichten seines Psychotherapeuten und den Streithähnen derart erbarmungswürdig hin und her, dass die Zuschauer wohl in Mitleidsbekundungen ausgebrochen wären, wenn sie ihr eigenes Gelächter nicht immer wieder abgelenkt hätte.“
Jeversches Wochenblatt