ÖL DER ERDE

Als es an der Tür von May und ihrer verarmten Großfamilie klopft, staunt sie nicht schlecht. Ein Vertreter stellt ihnen die bisher größte Errungenschaft der Menschheitsgeschichte vor: die Petroleumlampe. Der nicht-erlöschen-wollende und wärmende Schein der unbekannten Lichtquelle zieht May magisch in seinen Bann und so begibt sie sich mit Tochter Amy auf eine episodenhafte Reise durch Jahrhunderte und über Kontinente: Von Cornwall im Jahr 1889 geht es über Teheran 1908 ins Hampstead der 1970er-Jahre und nach Kirkuk im Jahr 2020, um 2051 wieder in Cornwall zu landen, wo sich schließlich zeigt, dass sich das verheißungsvolle Versprechen durch die Endlichkeit der Ressource nicht einlösen lässt ...

Ella Hickson (*1985) zählt zu den renommiertesten jungen Autor*innen Großbritanniens. Mit ihrem hochaktuellen Well-made play ÖL DER ERDE beleuchtet sie variations-, facettenreich und im Schnelldurchlauf die gesellschaftspolitischen Folgen und zivilisatorischen Entwicklungen, die mit der Ressource Öl einhergehen und wirft die drängende Frage auf, was eigentlich passieren wird, wenn wir diesen kostbaren Rohstoff aufgebraucht haben werden.

Regie Robert Teufel
Bühnen- & Kostümbild Friederike Meisel
Dramaturgie Kerstin Car


WARTEN AUF GODOT

Wladimir und Estragon haben einen Auftrag: Sie WARTEN AUF GODOT. Was erst einmal geheimnis- und verheißungsvoll klingt, entpuppt sich schnell als langwieriges Däumchendrehen neben einem einsamen Baum auf einer Landstraße. Dennoch warten sie. Immerhin ließ sich dieser Godot ja bereits mehrmals ankündigen – von wem und für wann eigentlich genau, das wissen sie nicht. Sie vertreiben sich die Warterei und lassen Zeit und Leben gleichermaßen an sich vorbeiziehen. Denn besagter Godot könnte ja tatsächlich jeden Augenblick eintreffen und hätten sie dann die Segel bereits gestrichen, würde niemand auf ihn warten … 

Samuel Beckett (1906–1989) schrieb WARTEN AUF GODOT unter den Eindrücken der Nachkriegszeit. Mit seinem weltberühmten Klassiker des absurden Theaters schuf der Literaturnobelpreisträger ein eindringliches und humoriges Bild für das Paradoxon, trotz der Sinnlosigkeit der Existenz an der Hoffnung auf Veränderung festzuhalten. Das Ende des Wartens bleibt bei Beckett eine Utopie – zumindest, so lange sich der Mensch nicht selbst in die Verantwortung nimmt.

Regie Krystyn Tuschhoff
Bühnen- & Kostümbild Nora Maria Bräuer & Krystyn Tuschhoff
Dramaturgie Kerstin Car

Stückdauer ca. 2 Std. 30 Min. (inklusive einer Pause)
Weitere Fotos gibt es hier.


Corpus Delicti

"Unser System ist perfekt wie ein biologischer Körper – und dabei ebenso anfällig.“

Deutschland im Jahr 2057: Der menschliche Optimierungswille und das Streben nach Gesundheit haben gesiegt. Die Menschen desinfizieren, optimieren und fügen sich, denn solange jede*r Einzelne gesund ist, bleiben alle gesund. Auch Biologin Mia Holl war lange Zeit eine Unterstützerin dieses Systems. Doch als ihr Bruder Moritz durch einen DNA-Test eines Mordes überführt wird und sich daraufhin im Gefängnis umbringt, wird Mia aus der Bahn geworfen. In ihr wachsen Zweifel an Moritz’ Schuld, sie verweigert sich der Überwachung, desinfiziert nicht mehr, isst plötzlich ungesund und fängt an zu rauchen. Für die Justiz ein klarer Fall von Gefährdung des Gemeinwohls. Und so findet sich Mia plötzlich in einem Schauprozess wieder, bei dem sie erkennen muss, dass sie längst zu einem Bauernopfer von Staat und Ideologie verkommen ist … Juli Zeh (*1974) ist nicht nur eine der bekanntesten und erfolgreichsten Schriftstellerinnen Deutschlands, sondern auch Juristin und ehrenamtliche Richterin am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg. In CORPUS DELICTI beweist sie einmal mehr ihr Können, komplexe, gesellschaftskritische Themen spannend und zeitgemäß aufzubereiten. //

Regie: Marie-Sophie Dudzic
Bühnen- & Kostümbild: Nico Zielke
Dramaturgie: Kerstin Car

Stücklänge: ca. 70 Min. (keine Pause)
Weitere Infos: Dramaturgische Einführung | Premiereninterview | Weitere Fotos


Jedermann (stirbt)

Jedermann ist ein knallharter, selbstherrlicher Geschäftsmann neoliberalen Zuschnitts, Geld ist seine Religion und regiert die Welt. Während um Jedermann das Chaos tobt, das Kriegsrecht ausgerufen zu werden droht und dabei mit Toten zu rechnen ist, feiert dieser davon unbeeindruckt mit seiner guten Gesellschaft ein rauschendes Fest im hermetisch abgeriegelten Garten. Doch auch ungeladene Gäste sind gekommen: Verwandtschaft, ein verarmter Nachbar und sogar der Tod selbst, denn für Jedermann soll es ans Sterben gehen – allerdings wird vorher noch Bilanz gezogen.

Der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz (*1985), mehrfach zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen und 2017 Preisträger des Ingeborg-Bachmann-Preises, modernisierte im Auftrag des Burgtheaters Wien Hugo von Hofmannsthals „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ mit einer Überschreibung. Er spitzt die Handlung zu, schraubt lust- und humorvoll an Sprache und Vers, bricht Klischees auf und holt so das mittelalterliche Gleichnis vom Menschen, der in seiner letzten Stunde vor Gott Rechenschaft ablegen muss, zu uns ins 21. Jahrhundert. //

Regie: Tim Egloff
Bühne & Kostüme: Nicole Zielke
Dramaturgie: Kerstin Car