Wolken.heim

Elfriede Jelinek

2020/2021            

„Wir sind zuhaus, wir, die Zungen des Volks, gebunden im Boden. Sind gern bei den Lebenden, wo sich vieles gesellt. Und manchen möchten wir zu uns laden, doch wir bleiben allein.“

Was ist dieses Wir, von dem alle sprechen, wenn sie doch nur sich meinen?

Elfriede Jelineks 1988 erschienenes Heimat- und Identitätsstück WOLKEN.HEIM sucht in manischer ­Manier, mal poetisch, dann ­penetrant nach dem Wir der Deutschen. Und während sie der Deutschen Wolkenkuckucksheim durchlöchert, sickern ­Zitate, Verweise und Stimmen des Deutschen Idealismus, auf den sich unser Land der Dichter und Denker immer wieder beruft, durch und offenbaren dabei nicht nur aufklärerisch-freiheitliche und idealistische Werte, sondern vor allem die Grundsteine für deutschen Nationalismus, die Verherrlichung von Heimat und die Identifizierung mit deutschem Blut und Boden.

Elfriede Jelineks WOLKEN.HEIM hat nichts von seiner Aktualität eingebüßt, scheint noch immer den gesellschaftlichen Status quo Deutschlands zu ­sezieren und selbst über 30 Jahre nach seinem Erscheinen einen schonungslosen Blick auf Vergangenheit und Zukunft der deutschen Nation zu werfen. //


Regie: Marie-Sophie Dudzic
Bühne & Kostüme: Matthias Strahm
Dramaturgie: Kerstin Car

Mit: Simon Ahlborn, Mona Georgia Müller, Leontine Vaterodt